MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

Erfolgreiche Ausbildungsmesse stärkt Netzwerke und schafft Perspektiven: Das Projekt FREE in Brandenburg zeigt, was möglich ist

Im ersten Halbjahr 2024 organisierte das MY TURN-Projekt „FREE Frauen –  Ressourcen Erkennen und Einbringen“ eine Ausbildungsmesse in Brandenburg an der Havel. Ca. 50 Frauen nahmen an der vierstündigen Veranstaltung teil. In einer unterstützenden Atmosphäre hatten sie die Gelegenheit, im persönlichen Austausch potenzielle Ausbildungsbetriebe kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern. Die Messe erwies sich als wertvolle Plattform, auf der sowohl die Teilnehmerinnen als auch die Unternehmen und Kooperationspartner*innen aktiv ins Gespräch kamen und neue Kontakte knüpften.

Die Unternehmen zeigten sich begeistert. Einer der Ausstellenden äußerte: „Die Frauen sind alle unglaublich nett, offen und interessiert, das ist nicht auf allen Ausbildungsmessen so. Wir sind ganz begeistert.“

Die Veranstaltung, eingebettet in die „Brandenburgischen Frauenwochen“, setzte damit ein starkes Zeichen für Integration durch persönliche Vernetzung.

Vorbereitung und Begleitung als Schlüssel zum Erfolg

Die Vorbereitungen für die Ausbildungsmesse begannen frühzeitig. Mit einer breit angelegten Werbekampagne wurde die Zielgruppe angesprochen. Der eigens erstellte Flyer wurde über soziale Medien verbreitet und bei Beratungsstellen und sozialen Einrichtungen ausgelegt. Zudem wurden viele persönliche Gespräche geführt, E-Mails versendet, Online-Artikel erstellt sowie Sprachkurse und Netzwerktreffen besucht, um direkt für die Veranstaltung zu werben.

Die Integrationsbeauftragte der Stadt Brandenburg an der Havel, die Gleichstellungsbeauftragte und der Teamleiter des Jobcenters Brandenburg an der Havel unterstützten die Organisation. So lud das Jobcenter Brandenburg an der Havel potenzielle Ausbildungsbewerberinnen persönlich zur Messe ein.

In Workshops und Einzelgesprächen wurden die Teilnehmerinnen gezielt auf die Veranstaltung vorbereitet. So wurden sie bspw. bei der Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen für die Messe unterstützt.

Vielfalt der Ausstellenden

Unternehmen wurden zunächst telefonisch und dann per E-Mail über das Projekt informiert und zur Teilnahme eingeladen. Die Auswahl der Unternehmen orientierte sich gezielt an den Bedürfnissen der Zielgruppe. Neun Unternehmen und Bildungsträger beteiligten sich an der Messe: REWE, das Universitätsklinikum Brandenburg, dm, ZF-Getriebe, Deichmann, Wir e.V., das Senioren- und Pflegezentrum Brandenburg, das Oberstufenzentrum Flakowski und das Berufsförderungswerk der Bauindustrie. Zahlreiche weitere Unternehmen wurden kontaktiert, sagten jedoch wegen fehlender Ressourcen oder negativer Erfahrungen bei ähnlichen Veranstaltungen ab.

Neben den Unternehmen waren weitere wichtige Kooperationspartner*innen mit Beratungsständen vertreten:

  • Das Jobcenter Brandenburg an der Havel beriet zu allgemeinen Leistungsfragen, zur Arbeitsmarktintegration und Arbeitsmarktinstrumenten.
  • Die Agentur für Arbeit bot Beratung zu Ausbildungsstellen und Fördermöglichkeiten.
  • Die betriebliche Begleitagentur (bea) war mit einem breiten Beratungsspektrum vertreten, das anwesende Unternehmen zu Fördermitteln, rechtlichen Rahmenbedingungen und interkultureller Kommunikation informierte. Darüber hinaus bot sie Informationen zu Sprach- und Kulturmittlung, Arbeitsschutz, der Förderung von Deutschkenntnissen sowie zu Nachwuchsgewinnung und Personalbeschaffung.
  • Die IHK Potsdam bot Beratung zu beruflichen Perspektiven an und richtete zusätzlich ein mobiles Fotostudio ein, in dem professionelle, kostenlose Bewerbungsfotos samt Styling angeboten wurden.

Während der Messe

Die Messe wurde feierlich mit Grußworten von Birgit Gericke (Geschäftsführung Standort BBAG Brandenburg), Katrin Tietz (Integrationsbeauftragte), Gabriele Bischoff (Gleichstellungsbeauftrage JC Brandenburg/Havel) und Melanie Buschow (Projektmitarbeiterin FREE) eröffnet. Anschließend wurden alle unterstützend Agierenden sowie die Unternehmen vorgestellt und auf die verschiedenen Angebote wie eine Kinderbeaufsichtigung oder die Erstellung von Bewerbungsunterlagen und Bewerbungsfotos hingewiesen.

Während der Messe standen die Beraterinnen von FREE und Mitarbeitende der BBAG e.V. den Frauen zur Seite, um Berührungsängste abzubauen und so den Einstieg zu erleichtern. Viele Frauen nutzten das Angebot, sich von den Projektmitarbeitenden zu Erstgesprächen mit Ausbildungsbetrieben begleiten zu lassen. Darüber hinaus unterstützten Teilnehmerinnen mit sehr guten Deutschkenntnissen andere Interessierte auf der Messe.

Erfolge und Weichenstellungen für die Zukunft

Die Planung und Durchführung der Ausbildungsmesse erwiesen sich als arbeitsintensiv, doch die positiven Erfahrungen machten deutlich, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Die Messe bot den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, durch persönlichen Kontakt Zugangsbarrieren und Berührungsängste abzubauen, berufliche Perspektiven zu entwickeln, sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, Wahlmöglichkeiten auszuloten und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung zu erhalten. Fünf Frauen bewarben sich während der Messe um Ausbildungsplätze (davon haben mittlerweile drei Frauen ihre Ausbildung begonnen, eine Frau beginnt voraussichtlich im Jahr 2025 und eine weitere Teilnehmerin hat sich für eine andere Ausbildung in Berlin entschieden), zehn bisher nicht aktive Teilnehmerinnen erstellten vor Ort ihre Bewerbungsunterlagen und 30 Frauen ließen professionelle Bewerbungsfotos anfertigen.

Die Ausbildungsmesse förderte auch den intensiven Austausch zwischen allen beteiligten Akteur*innen. Der Austausch trug dazu bei, bestehende Netzwerke zu stärken und neue Einblicke zu gewinnen, insbesondere in Hinblick auf Zugangsbarrieren und die Bedürfnisse von Frauen mit Migrationserfahrung. Das persönliche Feedback der Ausstellenden war durchweg positiv. Ein Aussteller fasste den Erfolg in einem Feedback an die Veranstalterinnen wie folgt zusammen: „Das, was Sie hier machen, ist so wertvoll. Sie sind Brückenbauerinnen und haben eine wahnsinnig wichtige Aufgabe. Machen Sie weiter so, die Frauen vertrauen Ihnen.“

Die Integrationsbeauftragte der Stadt Brandenburg und ein Arbeitsmarktprojekt aus Potsdam traten im Nachgang an FREE heran, um eine größere Veranstaltung im nächsten Jahr zu planen. Damit wurden die Weichen für zukünftige Initiativen gestellt, um noch mehr Frauen zu erreichen und weitere Brücken in den Arbeitsmarkt zu bauen.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie im Projektsteckbrief von FREE.

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