MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

MY TURN vernetzt sich mit den Flüchtlingskoordinator*innen der IHKs

Beim 17. Lunch & Learn der Vernetzungsstelle MY TURN standen die Flüchtlingskoordinator*innen der Industrie- und Handelskammern (IHK) im Fokus. Die Veranstaltung am 08.10.2024 bot den Teilnehmenden einen Einblick in die Arbeit dieser wichtigen Ansprechpartner*innen für Unternehmen und Geflüchtete.

Im Anschluss daran fand ein Gegenbesuch bei den Flüchtlingskoordinator*innen statt: Bei einem Treffen der Koordinator*innen wurde MY TURN vorgestellt und so die Grundlage für eine intensivere Zusammenarbeit geschaffen. Das durchweg positive Feedback der IHK-Vertreter*innen, die den Kontakt zu MY TURN begrüßten, verdeutlicht das Potenzial dieser Partnerschaft. Diese soll in Zukunft weiter ausgebaut werden, um die Arbeitsmarktintegration von Frauen mit Migrationserfahrung noch stärker zu unterstützen.

Die Arbeit der IHK Flüchtlingskoordinator*innen

Dr. Lorenz Lauer, Referatsleiter für Integration, Vielfalt und Familie in der Arbeitswelt bei der DIHK, stellte beim Lunch & Learn das Netzwerk der IHK-Flüchtlingskoordinator*innen vor. Bundesweit unterstützen und beraten über 140 Koordinator*innen Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten und Fachkräften aus dem Ausland.

Die Bezeichnungen für die Rolle der IHK-Flüchtlingskoordinator*innen variieren je nach IHK-Region. Einige Standorte verwenden Bezeichnungen wie "Integrationsberatung", "Willkommenscoach" oder "Kümmerer", während andere Begriffe wie "Welcome Center" oder "Passgenaue Besetzung" nutzen. Trotz der unterschiedlichen Bezeichnungen ist das zentrale Ziel gleich: die erfolgreiche Integration von Frauen und Männern mit Migrations- und Fluchthintergrund in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch eine enge Begleitung und Beratung der Unternehmen.

Sie alle leisten Aufklärungs- und Beratungsarbeit in den Betrieben, ordnen Kompetenzen ein und begleiten bei der Anerkennung von Qualifikationen. Sie beraten zu Weiterbildungsangeboten  und vermitteln zum Teil in Arbeit. Darüber hinaus organisieren sie Betriebsbesichtigungen und Arbeitgebertouren. Weitere erfolgreiche Formate waren in der Vergangenheit bspw. ein Marktplatz der Begegnungen in Hamburg, bei dem zahlreiche offene Stellen angeboten wurden, oder auch eine Reihe von Messen in Berlin, besucht von insgesamt 20.000 geflüchteten Frauen und Männern, jeweils unterstützt durch Sprachmittler*innen vor Ort.

Einen praxisnahen Einblick in ihre tägliche Arbeit gab Ottilia Jahn beim Lunch & Learn. Sie ist Teamleiterin eines Beraterteams der Bildungs- und Integrationsberatung der IHK für München und Oberbayern. In dieser Region sind auch zwei MY TURN-Projekte aktiv. Sie betonte die Vielfalt der Angebote ihrer IHK, die von regionalen Ausbildungsmessen bis zur Beratung zu Förderprogrammen reichen. Ausbildungsbetriebe werden durch Workshops, Einzelberatungen sowie Leitfäden und Checklisten unterstützt, für Geflüchtete werden Sprechstunden und Workshops, u.a. zur Ausbildungsbegleitung, angeboten. Auch Projekte wie „ValiKom Transfer“, die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder Programme wie „Clever in Ausbildung“ spielen hier eine wichtige Rolle.

Empfehlungen für die Zusammenarbeit mit den regionalen IHKs

Im Austausch mit den MY TURN-Kolleg*innen zeigte sich schnell, wie wertvoll die Kontakte zu der regionalen IHK für die MY TURN-Projekte sein kann. Die IHK-Organisationen verfügen über ein gut vernetztes System, das dabei helfen kann, Brücken zu bauen.

  • Unternehmensnetzwerk: Die regionale IHK hat Zugang zu einem großen Unternehmensnetzwerk. MY TURN-Projekte können ihre Arbeit direkt bei der IHK vorstellen, um mögliche Kooperationen anzustoßen.
  • Beratung: Die IHK-Organisation bietet Beratung zu rechtlichen Rahmenbedingungen, Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Fördermöglichkeiten an. Auch wenn keine klassische Rechtsberatung angeboten wird, informieren die IHKs über relevante aufenthalts- und arbeitsrechtliche Themen.
  • Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Über die IHKs können MY TURN-Teilnehmerinnen Beratung und Unterstützung bei der Anerkennung ihrer ausländischen Berufsabschlüsse erhalten, was den Einstieg in den Arbeitsmarkt deutlich verbessert. Die IHK FOSA (Foreign Skills Approval) ist dabei das zentrale Kompetenzzentrum der IHKs für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse.
  • Weiterbildungs- und Vorbereitungskurse: Einige IHKs bieten berufsbegleitende Sprachkurse, fachspezifische Vorbereitungskurse und Beratungen zu Einstiegsqualifizierungen an, die Personen im Leistungsbezug sprachlich und fachlich auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Fragen zur Förderung sollten direkt an die Jobcenter und Agentur für Arbeit gerichtet werden. Diese Kurse erleichtern den Übergang in Ausbildung und Beruf.
  • Veranstaltungen und Messen: Die IHKs organisieren regelmäßig (Ausbildungs-) Messen und Netzwerktreffen vor Ort, bei denen Unternehmen und potenzielle Arbeitskräfte zusammenkommen. Diese Plattformen bieten den MY TURN-Projekten die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Kooperationen mit Arbeitgebern aufzubauen.
  • Relevanz der Ausbildung: Eine Ausbildung ist auch für MY TURN-Teilnehmerinnen, die in ihrer Biografie schon weiter fortgeschritten sind, ein wichtiger Einstieg in eine qualifizierte und nachhaltige Beschäftigung. Die regionale IHK kann hier durch Beratung, Berufsorientierung und Programme wie „Clever in Ausbildung“ unterstützen, die sprachlichen und fachlichen Hürden abbauen und Kontakte zwischen Unternehmen und potenziellen Auszubildenden fördern.

Durch die enge Zusammenarbeit mit der IHK vor Ort können MY TURN-Projekte generell Zugang zu Ressourcen und Netzwerken gewinnen, die ihren Teilnehmerinnen langfristig bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen.

 

Bereits etablierte Zusammenarbeit in Nürnberg

Ein erfolgreiches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen MY TURN und einer regionalen IHK ist das Projekt „EMMI“ in Nürnberg. Nachdem das Projekt an die IHK Nürnberg herangetreten war, wurde eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Die IHK unterstützt „EMMI“ nun aktiv, informiert auf ihrer Website und in sozialen Medien über das Projekt, sensibilisiert Unternehmen für die Zielgruppe Frauen mit Migrationserfahrung und bietet praktische Hilfe an. Eine Mitarbeiterin der IHK Nürnberg besucht das Projekt regelmäßig, hält Vorträge zur beruflichen Orientierung und berät die Teilnehmerinnen insbesondere zum Thema Ausbildung. Zudem stellt die IHK das online-basierte Tool check-work“ zur Ermittlung erster beruflicher Erfahrungen, Fertigkeiten und Potenziale zur Verfügung

Beim Treffen der Flüchtlingskoordinator*innen lobte die IHK-Kollegin die professionelle Umsetzung des MY TURN-Projekts und betonte die Bedeutung des direkten Kontakts. Diese Zusammenarbeit schafft wertvolle berufliche Perspektiven für Migrantinnen und zeigt, wie effektiv Kooperationen der MY TURN-Projekte mit einer regionalen IHK sein können.

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