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Selbstfürsorge in der Beratungsarbeit: Schutz vor Belastungen und Stärkung der Resilienz

Am 18. März 2025 fand das 21. Lunch & Learn der Vernetzungsstelle MY TURN statt. Im Fokus standen Strategien zur Stärkung der eigenen Resilienz, der Schutz vor beruflichen Belastungen sowie externe Unterstützungsmöglichkeiten wie Supervision.

Vor genau einem Jahr widmete sich ein Lunch & Learn dem Thema  Traumasensible Beratung  mit Fokus auf die Unterstützung der Teilnehmerinnen. Beim aktuellen Lunch & Learn standen nun die Berater*innen selbst im Mittelpunkt.

Theoretische Impulse und praktische Übungen zu diesem Thema vermittelte Dr. Dima Zito, Dipl.-Sozialpädagogin, Systemische Therapeutin, Supervisorin und Trauma- und Psychodramatherapeutin. Im Anschluss gaben zwei MY TURN-Projekte Einblicke, wie sie die Resilienz in ihren Teams stärken und den Umgang mit Belastungen in der Beratung fördern. Einen Einblick in das Vorgehen der beiden Projekte und ihre Erfahrungen zum Thema gibt der folgende Artikel.

Ohne Empathie geht es nicht – aber mit Grenzen

„Ohne Empathie kann man in der Beratung nicht arbeiten“, sagt Dima Zito. Aber alle Berater*innen müssen lernen, klare Grenzen zu setzen, um sich nicht selbst zu gefährden. Wer mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen arbeitet, geht unweigerlich in Resonanz mit deren Gefühlen - Schmerz, Trauer, Angst oder Druck. Sich bewusst abzugrenzen, schützt davor, in Mitgefühlsstress und schließlich in Mitgefühlserschöpfung zu geraten. „Im Extremfall kann die intensive und häufige Konfrontation mit Berichten über traumatische Situationen durch traumatisierte Klient*innen zu einer sekundären Traumatisierung führen“, warnt Zito.

Warnsignale sind unter anderem Überforderung, emotionale Distanz, Zynismus oder körperliche Symptome wie Schlafstörungen. Besonders belastend sind traumatische Bilder, die im Gedächtnis haften bleiben. Zito rät daher, das Zeigen von Bildern durch Klient*innen abzulehnen und sich stattdessen eine verbale Beschreibung geben zu lassen.

Teamarbeit und bewusstes Arbeiten

Um sich in der Beratung langfristig abzusichern, ist es wichtig, die Unterstützung im Team aktiv zu nutzen. Schwierige Fälle müssen nicht alleine bewältigt werden. Nach herausfordernden Gesprächen helfe es, sich mit Kolleg*innen oder Vorgesetzten auszutauschen, um Rückhalt und neue Perspektiven zu gewinnen, sagt Zito. Regelmäßige Supervision oder ein kollegialer Austausch bieten zudem Raum für Reflexion und stärken die eigene Resilienz.

Auch eine bewusste Arbeitsweise trage zur Selbstfürsorge bei, erklärt Zito. Statt mehrere Herausforderungen parallel anzugehen, hilft es, Aufgaben zu sequenzieren. Die Übergänge zwischen verschiedenen Tätigkeiten bewusst zu gestalten, unterstützt die emotionale Verarbeitung. Zito schlägt dazu eine Atemübung vor: Nach jedem Anruf, jedem Gespräch, jeder E-Mail dreimal bewusst durchatmen und erst dann zur nächsten Aufgabe übergehen.

Darüber hinaus betont Zito die Bedeutung von Pausen während der Arbeit, Erholung am Feierabend und Aktivitäten für sich selbst in der Freizeit: Selbstfürsorge ist kein egoistisches Anliegen, sondern eine Grundvoraussetzung für nachhaltige und professionelle Beratungsarbeit.

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