MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

Berufliche Integration durch Ausbildung in Teilzeit – das MY TURN-Projekt IT’S MY WAY schafft neue Perspektiven

Durch Teilzeitausbildung neue Chancen eröffnen – das ist eines der Ziele des MY TURN-Verbundprojekts IT’S MY WAY, das Frauen mit Migrationserfahrung in den Blick nimmt. Der Recklinghäuser Verein RE/init e.V. führt das Projekt gemeinsam mit seinen Partnern Dorstener Arbeit gGmbH, Evangelischer Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid und RevierRessourcen gUG durch.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen eine bedarfsorientierte und lebensphasenbezogene Beratung und Begleitung der Teilnehmerinnen, um ihre gesellschaftliche und berufliche Integration zu fördern. Dabei wird großer Wert auf eine individuelle Berufsorientierung und Karriereplanung gelegt.

„Uns ist es wichtig, den Frauen die vielfältigen Möglichkeiten aufzuzeigen – sei es in verschiedenen Berufsfeldern oder den unterschiedlichen Einstiegsmöglichkeiten in eine Beschäftigung“, so Daniela Barfuß, Fachbereichsleitung beim Projektträger RE/init e.V. und Co-Projektleiterin beim MY TURN-Projekt IT’S MY WAY. Hierzu gehört auch die duale Berufsausbildung. Die Herausforderung: Nicht immer lässt sich eine reguläre Ausbildung mit den persönlichen Lebensumständen der Teilnehmerinnen vereinbaren. Darum setzt das MY TURN-Projekt auch auf die Möglichkeit der Teilzeitberufsausbildung.

Vorteile einer Ausbildung in Teilzeit

Die Teilzeitberufsausbildung (TZBA) ist eine vollwertige Berufsausbildung. Sie ist im Berufsbildungsgesetz geregelt und endet mit einem regulären Abschluss. Die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit im Betrieb kann bis zur Hälfte verkürzt werden. Abhängig vom Umfang der Reduzierung kann sich die Gesamtausbildungsdauer verlängern. Die Vorteile sind vielfältig: Familie und Beruf lassen sich besser miteinander vereinbaren und auch der Spracherwerb parallel zur Ausbildung wird erleichtert.

„In früheren Projekten haben wir bereits positive Erfahrungen mit dem Modell der Teilzeitberufsausbildung gemacht und verfügen über zahlreiche Kontakte zu Betrieben“, berichtet Daniela Barfuß. Dennoch ist die Anbahnung einer TZBA kein Selbstläufer. Betriebe und interessierte Teilnehmerinnen müssen vorab intensiv informiert und beraten werden. Dabei ist aus Sicht der Expertin ein proaktiver Umgang mit Vorurteilen wichtig. Daniela Barfuß erklärt: „In den Betrieben gibt es oft Vorbehalte, die meist auf Unsicherheit oder Unkenntnis des Modells zurückzuführen sind. Zudem besteht die Sorge vor Unfrieden oder Unstimmigkeiten im Betrieb, wenn einzelnen Beschäftigten vermeintliche Sondermodelle zugestanden werden.“

Auf den persönlichen Kontakt kommt es an

Vorbehalte lassen sich häufig im persönlichen Kontakt zwischen Arbeitgeber*innen und potenziellen Auszubildenden abbauen. Betriebspraktika sind dafür besonders geeignet, da sie beiden Seiten die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Verläuft eine betriebliche Erprobung erfolgreich, sind Betriebe meist sehr interessiert daran, die freie Ausbildungsstelle mit der betreffenden Person zu besetzen. Um motivierten Nachwuchs zu gewinnen, öffnen sie sich der Möglichkeit einer Teilzeitausbildung.

„Wir sind gefragt als Kümmerer“

Neben dem persönlichen Kennenlernen der potenziellen Teilnehmerinnen ist es für die Betriebe wichtig, eine direkte Ansprechperson zu haben, um offene Fragen oder Probleme zu thematisieren. Dies ist ebenso für die Teilnehmerinnen von Bedeutung.

Auch nach Abschluss eines Ausbildungsvertrages, gibt es häufig noch Hürden, die überwunden werden müssen, wie etwa Probleme mit der Kinderbetreuung. „Hier müssen wir häufig individuelle Lösungen finden, um den Bedürfnissen der Arbeitgeber und der Teilnehmerinnen gerecht zu werden. Private Netzwerke wie Familie oder Freunde können oft weiterhelfen, wenn der Arbeitgeber beispielsweise darauf besteht, dass auch am Samstag gearbeitet wird oder die Auszubildende an einem Tag in der Woche länger arbeiten soll. Manchmal sind auch spezielle Angebote der Kindertagespflege nötig, die in der Regel flexibler sind als die klassischen Angebote der Kinderbetreuungseinrichtungen“, so Daniela Barfuß. Ansprechbar zu sein ist beispielsweise auch wichtig, wenn es um Schwierigkeiten in der Berufsschule geht. Herausfordernd können hier frühe Anfangszeiten sein, Probleme mit den Lerninhalten oder nicht ausreichende Sprachkenntnisse.

Gegenseitige Bestärkung ist wichtig

Wie bei einer klassischen Ausbildung ist auch eine Teilzeitberufsausbildung nicht für jede Teilnehmerin geeignet. Gründe können organisatorischer oder finanzieller Natur sein, oder es fehlt der notwendige Bildungsstand. Gelegentlich führen auch Unwissen und Unsicherheit zu einer ablehnenden Haltung auf Seiten der Frauen. „In solchen Fällen helfen positive Vorbilder“, erläutert Daniela Barfuß. „Hier liegt es an uns als Projektträger, Räume zu schaffen, wo sich Frauen treffen und untereinander austauschen können. Es wirkt manchmal Wunder, wenn ehemalige Teilnehmerinnen von ihrem Weg erzählen.“ In Recklinghausen gibt es dafür ein Beratungscafé, wo sich Teilnehmerinnen untereinander sowie mit verschiedenen Gästen, etwa Arbeitgebern, austauschen, vernetzen und neue Perspektiven gewinnen können.

Fazit: Gemeinsam neue Perspektiven schaffen

Das MY TURN-Projekt IT’S MY WAY zeigt eindrucksvoll, wie Teilzeitausbildung neue Wege für die berufliche und gesellschaftliche Integration von Frauen mit Migrationserfahrung eröffnen kann. Mit individueller Beratung, maßgeschneiderten Lösungen und einem starken Netzwerk aus engagierten Partnern gelingt es, Hürden abzubauen und Türen zu öffnen. Die positiven Erfahrungen und Erfolge aus der Projektarbeit verdeutlichen: Mit dem richtigen Support und Vertrauen gelingt den Frauen der Schritt in eine erfolgreiche und erfüllende Zukunft und Unternehmen gewinnen wertvolle und motivierte Fachkräfte.

Weitere Informationen und die Kontaktdaten des Projekts IT’S MY WAY finden Sie im  Projektsteckbrief.

Zusätzliche Informationen zur Teilzeitberufsausbildung bietet der Beitrag zum 14. Lunch & Learn.

 

 

 

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